Onboarding in die Arbeitswelt 4.0

Mit der digitalen Transformation wachsen auch die Anforderungen an und in Unternehmen. Die bbw-Gruppe bietet branchenspezifische Lösungen, um Beschäftigte für ihre neuen Aufgaben zu qualifizieren: von Weiterbildungsangeboten für die Industrie 4.0 bis hin zu virtuellen Lernprogrammen.

Realität plus x – mit Siemens auf Erlebnisreise

Was Hollywood seit Jahrzehnten als Zukunftsvision auf die Kinoleinwand bringt, ist längst Realität: die Verschmelzung von digitaler und wirklicher Welt. xReality, kurz xR, erweitert den Raum um eine virtuelle Dimension. In dieser sind nicht nur beliebig viele Informationen abrufbar, sie erlaubt auch die direkte Interaktion mit der physischen Umgebung. Sogar durch Menschen, die vielleicht Tausende Kilometer entfernt an ihrem Arbeitsplatz sitzen.


Die Möglichkeiten dieser futuristischen Technologie sind nahezu unbegrenzt – bei Weitem ist noch nicht jeder denkbare Einsatzzweck erprobt. Das Interesse für den Bereich der Industrie 4.0 ist groß, daher steigt in Unternehmen auch der Bedarf an fachkundigen Mitarbeiter*innen. Denn klar ist: xReality lässt sich in fast allen Geschäftsbereichen einsetzen. Vom Marketing über die Produktion bis hin zur Instandhaltung kann xR die Zusammenarbeit und Kommunikation der Menschen unterstützen. 

Siemens Professional Edu­cation unterstützt unsere Auszu­bilden­den, dualen Studieren­den und alle Mitarbeiter*­innen darin, relevante Fähig­keiten zu erwerben und durch lebens­begleit­endes Lernen aktuell zu halten. Die Freude am Lernen steht dabei im Mittel­punkt und wird durch neueste, begeisternde Lern­techno­logie befeuert.

Thomas Leubner, Leiter Siemens Professional Education

Siemens ist eines der Unternehmen, die in virtuellen Visualisierungssystemen großes Potenzial für die Veränderung der Arbeitswelt sehen. Um Mitarbeiter*innen weltweit optimal auf diesen Prozess vorzubereiten, holte sich die Siemens Professional Education (SPE) 2021 externe Kompetenz ins Haus. Die Wahl fiel auf die it akademie bayern des bbw, die mit ihrem Know-how zur xReality auf sich aufmerksam machte. 


Der Auftrag an die it akademie bayern: Siemens-Servicetechniker*innen sollten die Funktionsweise und Chancen der xR-Technologie kennen- und verstehen lernen. Denn gerade in diesem Unternehmensbereich sind die Vorteile virtueller Visualisierung besonders greifbar: Stößt der Kundenservice vor Ort auf ein Problem, verschaffen sich erfahrene Kolleg*innen online über eine VR-Brille ein Bild von der Situation und geben Hilfestellung. Sie können sogar aktiv interagieren, indem sie Bauteile und erforderliche Handgriffe den Mitarbeiter­*innen vor Ort einblenden. Und zwar in Echtzeit. 

Zunächst skizzierten also it akademie bayern und Siemens gemeinsam ihr neues Weiterbildungskonzept: Auf einer Art Erlebnisreise tauchen die Teilnehmer*innen in die faszinierende Welt dieser Technologie ein. Was sie sehen, soll sie so sehr begeistern, dass sie selbst Ideen entwickeln, wie sich mit xR ihr Arbeitsumfeld erleichtern und verbessern ließe. 


„Dann ging es an die Umsetzung. In nur sechs Wochen haben wir ein virtuelles 3D-Studio aufgebaut, in dem sogenannte ‚Learning Nuggets‘ produziert wurden“, berichtet Ralf Kunz, Leiter der it akademie bayern. Dabei handelt es sich um kleine digitale Lernbausteine von wenigen Minuten Länge. „Die Aufgabe lautete, in kurzen Sequenzen das wesentliche Potenzial der Technologie zu vermitteln“, so Kunz. 


Schnelligkeit und Qualität der Umsetzung durch die it akademie bayern überzeugten Thomas Leubner, Leiter der Siemens Professional Education, nachhaltig. Daher ist bereits ein neues xR-Projekt in Planung. Dabei wird es darum gehen, wie Siemens-Mitarbeiter*innen selbst neue, virtuelle Umgebungen konfigurieren können. 

Berufliche Weiter­bildung – digital und bedarfs­gerecht

Die Zahlen sprechen für sich: Fast siebeneinhalb Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben sich 2021 beruflich weitergebildet. Durch die Pandemie verstärkte sich dabei vor allem ein Trend: Schulungen zum Erwerb digitaler Kompetenzen sind besonders hoch im Kurs. 

Mehr zu den digitalen Lernsystemen finden Sie im bbw-Jahresbericht 2020/2021

Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Entwicklung digitaler Lernformate ist die bbw-Gruppe auf die wachsende Nachfrage der Unternehmen gut vorbereitet. „Rund 48.000 Menschen nutzten 2021 unsere webbasierten beruflichen Bildungsprogramme“, freut sich Wilfried Berg, Bereichsleiter Digitalisierung. „Damit zählen wir deutschlandweit zu den führenden Anbietern.“


Auf dieses Know-how setzen auch immer mehr Firmen und geben ihre internen Weiterbildungsmaßnahmen in die Hand des bbw. Nach der Auswahl des passenden digitalen Lernsystems werden alle Inhalte für jeden Betrieb individuell entwickelt, die Lernprogramme technisch umgesetzt und auf Wunsch in die firmeneigene IT-Landschaft integriert. So entstanden bislang über 300 Online-Trainings, Erklärfilme und Videoproduktionen mit spezifischen Lerninhalten für über 100 Unternehmenskunden. 


„Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich unsere digitalen Schulungsangebote bald noch individueller und nutzerorientierter gestalten“, berichtet Berg. 

Die digitalen Trainings des bbw entstehen in multiprofessionellen Teams mit eigenen Programmierer*­innen, Medien­didaktiker­*innen, Grafiker­*innen und Berater­*innen.

MIT DEM bbw AUF INDIVIDUELLER LERNREISE

Schwerpunkte der digitalen Lerninhalte

Sprachen


Arbeits­techniken

IT-Themen


Anwendungen der Industrie 4.0

Wissen im Praxistest – digitale Lernfabriken

Ob analog oder digital: Irgendwann muss jede Theorie der Praxis standhalten. Ein Erklärvideo zeigt zwar, wie sich ein Roboter digital steuern lässt. Doch idealerweise kombiniert man dies mit praktischer Erfahrung: In den digitalen Lernfabriken des bbw werden Beschäftigte für Anwendungen der Industrie 4.0 qualifiziert – jeweils zugeschnitten auf die firmenspezifischen Anforderungen. In einer realen Produktionsumgebung lernen die Teilnehmer*innen aktuelle Entwicklungen in der Robotik, Sensorik, Automatisierungstechnik und dem 3D-Druck kennen. Und: An den voll ausgestatteten vernetzten Modellanlagen können sie jeden Arbeitsschritt auch persönlich testen.

Zukunftszentren – gemeinsam den Weg zur Digitali­sierung ebnen

Kleinere und mittlere Unternehmen wissen: Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie ihren digitalen Wandel beschleunigen. Dabei geht es nicht allein um die effizientere Gestaltung von Arbeitsprozessen, von der Datenverwaltung über das Projektmanagement bis hin zur Fertigung mithilfe moderner Technologien. Genauso wichtig ist es, die eigenen Geschäftsmodelle an den neuen Bedarf am Markt anzupassen. Beides ist ohne Digitalisierung nicht zu leisten.


Die zwei häufigsten Hindernisse auf dem Weg zur digitalen Transformation: mangelnde Kenntnisse im Unternehmen und Berührungsängste der Mitarbeiter*innen. Hier setzt das neue Regionale Zukunftszentrum Süd an. Mit innovativen Beratungs- und Weiterbildungsangeboten unterstützen unter anderem die Expert*innen des f-bb und des bbw seit März 2021 kleine und mittlere Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg. Im Fokus: die Chancen des digitalen Wandels und der künstlichen Intelligenz zu nutzen.


Damit das gelingen kann, müssen alle Beschäftigten – von der Führungskraft über die Mitarbeiter*innen bis hin zu den Interessensvertretungen – den Transformationsprozess aktiv mitgestalten. „Der Weg zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz führt vor allem über die Kompetenzen der Beschäftigten“, erklärt Dr. Iris Pfeiffer, Geschäftsführerin des f-bb. „Die Firmen können nicht warten, bis die notwendige Expertise von Absolventinnen und Absolventen aus Hochschule und Ausbildung Stück für Stück ins Unternehmen getragen wird. Wichtiger ist jetzt, alle Beschäftigten beim digitalen Transformationsprozess mitzunehmen und ihre Zukunftsängste zu zerstreuen.“ 

In den Zukunftsberatungen geht es daher zuerst um die drei großen W-Fragen: warum, was und wie. Beispielsweise: Warum digitales Datenmanagement einsetzen? Was sind gute Prozesse? Und wie soll mit den Daten umgegangen werden? Gemeinsam werden die Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels im Unternehmen herausgearbeitet und gegebenenfalls das Geschäftsmodell an neue Ziele angepasst. Ein Aktionsplan hält fest, wie die Beschäftigten die erforderlichen digitalen Kompetenzen erwerben können.  

 
Um die Mitarbeiter*innen möglichst rasch auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten, bietet das Zukunftszentrum eine ganze Reihe moderner Lernformate an – allen voran praxisnahe Schulungen zu Themen wie etwa Cyber Security, Datenmanagement oder digitales Projektmanagement. Aber auch innovative Ansätze helfen den Teams aus den Unternehmen, Digitalisierung einmal mit ganz anderen Augen zu sehen. „Um Hemmschwellen und Unsicherheiten abzubauen, ist es wichtig, den Mehrwert und Nutzen der Digitalisierung für die eigene Arbeit zu verstehen und zu erleben“, erklärt Mira Bernhart, Bereichsleitung Privat- und Firmenkunden des bbw. „Das kann zum Beispiel mit einer sogenannten ‚Gamification‘ spielerisch erfolgen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen mit einem Schlagwort-Bingo Fachbegriffe kennen. So wird ihnen die Unsicherheit genommen.“ 

Ein ähnlich innovativer Ansatz ist das Design Thinking. Hier steht vor allem die kreative Auseinandersetzung mit dem Nutzen der Digitalisierung im Fokus – die technische Umsetzung erfolgt an zweiter Stelle. Sogar ein virtuelles Planspiel ist gerade in Entwicklung, mit dem die Einführung künstlicher Intelligenz in mittelständischen Unternehmen simuliert werden kann.

Die Beratungs- und Qualifizierungsangebote des Zukunftszentrums Süd werden derzeit verstärkt in solchen Branchen genutzt, in denen der Transformationsdruck besonders hoch ist. Dazu gehört der Fahrzeug- und Maschinenbau. Aber auch viele Selbstständige und Dienstleistungsunternehmen nutzen die Beratung und kostenfreien Schulungen, um sich beispielsweise gegen Cyberattacken zu schützen oder ihre Organisationsstrukturen zu digitalisieren. 

Finanzierung

Die Angebote des Zukunftszentrums Süd sind dank Förderung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie anteilig durch die jeweiligen Landesministerien für Wirtschaft in Bayern und Baden-Württemberg für Unternehmen und Beschäftigte kostenlos.

KMU fehlt digitales Know-how

Der Bedarf ist groß: Befragungen des f-bb zeigen, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei Digitalisierung und künstlicher Intelligenz noch Aufholbedarf haben. Demnach schätzen lediglich 17 Prozent der KMU in Bayern und Baden-Württemberg ihren Wissensstand zu digitalen Themen als umfangreich ein. In etwa 64 Prozent der befragten Betriebe ist das Wissen sehr gering oder gering. 

Who’s who?

Das Zukunftszentrum Süd am Standort Nürnberg ist Teil des Bundesprogramms „Zukunftszentren (KI)“. Die Beratungen und Schulungen erfolgen durch das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Verbund mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw), dem Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft (BIWE) und der Initiative for Applied Artificial Intelligence von UnternehmerTUM.

Schlaglicht

Unternehmen im Transformationsprozess

Mit diesem Projekt unterstützt das bbw Betriebe darin, ihre Beschäftigten für den Strukturwandel zu qualifizieren. In jeweils 40 Unterrichtseinheiten werden Fach- und Führungskräfte aller Branchen in verschiedenen Themenbereichen der Digitalisierung kostenfrei trainiert. Das Interesse an der modularen Qualifizierungsreihe ist groß. 2021 wurden weitere Lehrdurchgänge vom Europäischen Sozialfonds (ESF) bewilligt und gefördert.

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Unternehmen –
Digitalisierung