Ankommen. Weiterkommen.

Spracherwerb ist eine wichtige Voraussetzung, um sich in der neuen Heimat beruflich zu verwirklichen. Mit bedarfsgerechten Konzepten erleichtert die bbw-Gruppe die Teilnahme an Deutschkursen. Wer dagegen in seine alte Heimat zurückkehren will, braucht oft erst eine Perspektive auf Arbeit. Mit Einzelcoachings und praxisnaher Fortbildung verbessert die Unternehmensgruppe die Chancen für einen Neustart im Herkunftsland.

Mit persönlichem Coaching zurück in die Heimat

Seit Ebrima 2015 nach Deutschland kam, hat er oft an seine Heimat Gambia gedacht. Vor allem an seine Schwester, die noch immer in dem westafrikanischen Land lebt und ein Bekleidungsgeschäft führt. Nach Abschluss seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Schweißer. Doch mangelnde Zukunftsperspektiven im eigenen Land nährten die Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. 


Sechs Jahre lebte Ebrima in Deutschland, doch der Wunsch nach einer Rückkehr in das Land seiner Familie wuchs in dieser Zeit. Natürlich hatte er weiterhin die Sorge, ob er dort Arbeit finden könne. Bis er vom Programm „Perspektive Heimat“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erfuhr. Das brachte ihn auf eine Idee, die ihm Mut machte: Warum nicht selbst etwas Eigenes in Gambia aufbauen? 


Um sein Ziel zu verwirklichen, erhielt Ebrima eine Qualifikation in den bfz. Diese soll ihn für die Rückkehr ins Heimatland vorbereiten. Sein Betreuer war schnell von den Kenntnissen des jungen Mannes überzeugt. Was dem Westafrikaner fehlte, war nur die Übung. In den Werkstätten der bfz konnte er vier Wochen lang seine Erfahrungen auffrischen und in Einzelcoachings verschiedene Schweißtechniken erlernen.


2021 kehrte Ebrima nach Gambia zurück. Er ist gerade dabei, sich seine eigene Firma aufzubauen. Übergangsweise unterstützt er seine Schwester im Bekleidungsgeschäft. Damit alles nach Plan läuft, erhält er vor Ort Rat und Unterstützung von Projekt-Mitarbeiter*innen der „Perspektive Heimat“.

Ein wunderbarer Wasch­salon – warum nicht?

Wie Ebrima kommen viele Geflüchtete erstmals bei den bfz mit Weiterbildungskonzepten in Kontakt. Um ihnen die Rückkehr in die Heimat zu erleichtern, werden gemeinsam berufliche Perspektiven entwickelt. Besonders gefragt sind Trainings im Kfz-Bereich und Qualifikationen im Hotel- und Gaststättengewerbe. Aber auch eher ungewöhnliche Berufsziele macht das bfz-Team möglich. „Vor Kurzem kam eine Frau aus Nigeria zu uns, die sich mit einem Waschsalon selbstständig machen wollte. In unseren Werkstätten erhielt sie dann eine Schulung in Textilpflege und im Nähen“, berichtet Ilona Hörmann, Projektleiterin des Reintegrations-Coachings in Bayern. 


Nach Ende des ersten Projekts mit knapp 50 Teilnehmer*innen fällt das Resümee erfreulich aus: „Bereits mehr als die Hälfte sind mit neuer Qualifizierung und einem Zertifikat in ihre Heimat zurückgekehrt“, bestätigt Ilona Hörmann. 


Entscheidend für einen langfristigen Erfolg des Programms ist aber, dass die freiwillig Zurückkehrenden auch in ihrer Heimat optimal unterstützt werden – sei es durch weitere Schulungen, eine aktive Jobvermittlung oder auch psychosoziale Beratung. Genau diese Vorarbeit wird durch die enge Zusammenarbeit im Netzwerk geleistet: dem bfz-Team, dem LfAR und den Rückkehrberatungsstellen auf bayerischer Seite sowie den Beratungszentren in den jeweiligen Herkunftsländern. 

Finanzierung durch die Deutsche Gesell­schaft für Internationale Zusammen­arbeit (GIZ) in Koopera­tion mit dem Bayerischen Landesamt für Asyl und Rückführungen (LfAR)

Qualifizierung in
17 verschiedenen Bereichen

Schlaglichter

Anerkennungs- und Qualifizierungs­beratung 

Fehlende Sprachkenntnisse und ein Berufs- oder Studienabschluss, der in Deutschland nicht anerkannt wird: Zwei der häufigsten Hürden, vor denen Menschen mit einer im Ausland erworbenen Qualifikation stehen. Jährlich führen die Mitarbeiter*innen der bfz und f-bb 5.000 Beratungen durch. Bei Bedarf initiieren sie zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen, die für die Integration am Arbeitsmarkt erforderlich sind: von Sprachkursen oder Fortbildungen bis hin zu fachtheoretischen Kenntnissen.

Wie gut ist
mein Deutsch?

Die bfz bieten Deutschkurse für alle Sprachniveaus von A1 bis C2 sowie spezialisierte Angebote, die exakt auf den Fachwortschatz in einzelnen Berufen ausgerichtet sind. Gerade Anfänger*innen fällt es oft schwer, den eigenen Sprachstand richtig einzuschätzen. Daher haben die bfz einen Online-Test entwickelt, mit dem Interessent*innen innerhalb von zehn Minuten ihre Deutschkenntnisse beurteilen lassen können. Dazu sind einige Fragen zum Textverständnis zu beantworten und Lückentexte auszufüllen. Die passenden Kurse werden im Anschluss angeboten.

Deutschkurs zwischen Frühdienst und Nachtschicht

Die berufsbezogenen B2-Sprachkurse werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert.

„Bei uns in Tunesien scheint noch die Sonne. Und bei euch so?“, fragt Syrine klar ironisch in die digitale Runde. Die junge Pflegerin am Klinikum Ingolstadt genießt Ende Oktober einige Tage Urlaub bei ihrer Familie. Ihren Deutschkurs will sie trotz sommerlicher Temperaturen aber nicht verpassen. B2 lautet das Ziel – auf diesem Sprachniveau wird sie sich künftig auch fachlich über Pflegethemen austauschen können. Eine wichtige Voraussetzung, um beruflich weiterzukommen. Deswegen loggt sie sich pünktlich in das virtuelle Klassenzimmer ein. 


Dass sie trotz Schichtdienst an einem qualifizierten Sprachkurs teilnehmen kann, verdankt Syrine einem auf Beschäftigte zugeschnittenen Kurs. Für das Klinikum Ingolstadt hat das bfz-Team bereits im Sommer 2020 aus den geförderten Berufssprachkursen des BAMF ein Angebot entwickelt, das individuell auf die Mitarbeiter*innen im Pflegedienst abgestimmt ist. Unter hohem Zeitdruck, denn der Bedarf war drängend, wie Elvir Smajic, Pflegedienstleiter am Klinikum Ingolstadt, erklärt: „Erstens benötigten wir ein passgenaues Unterrichtsformat, damit unsere Pflegekräfte weiterhin nach Schichtplan arbeiten konnten. Zweitens suchten wir einen verlässlichen Partner, der die verwaltungstechnische Abwicklung und die Beantragung der staatlichen Fördermittel übernimmt. Und drittens war uns – mit Blick auf die aktuelle Situation des Pflegenotstands – eine schnelle Umsetzung sehr wichtig.“

Fachsprache in den Alltag integrieren

Mit einem klassischen B2-Deutschkurs war es daher nicht getan. Die Lösung der bfz: eine auf die Arbeitszeiten und Bedürfnisse der Pflegekräfte abgestimmte Kombination aus virtuellem Unterricht und Präsenzschulung im Klinikum. Inhaltlich sollten die spezifischen Anforderungen im Klinikalltag berücksichtigt werden: Wie spreche ich angemessen mit Patient*innen und deren Angehörigen, wie mit den Ärzt*innen und Pflegekräften? Daher sollte die richtige Verwendung von Fachwortschatz und Berufsjargon trainiert werden.


„Seit September 2021 lernen neun Pflegekräfte aus Bosnien, Kroatien und Tunesien Deutsch am Klinikum Ingolstadt, in Früh- und Spätschicht“, berichtet Dozentin Merje Kraus. Weitere Kurse sind bereits geplant. Die Klinik wirbt mittlerweile europaweit um Pfleger*innen. Unterstützend dabei: die bfz als Partner für die passgenaue Sprachförderung.

Berufs­sprach­kurse

Eine Idee mit Perspektive

Was sich in Ingolstadt erfolgreich etabliert hat, hat das Potenzial für eine große Karriere. „Den Zündschlüssel haben wir gedreht“, sind sich bfz-Koordinatorin Diane Schürmeier und Annette Nowak, stellvertretende Leiterin des Produktmanagements Migration, einig. „Diese individuelle Kursform ist auch auf andere Branchen mit Fachkräftemangel übertragbar, beispielsweise im gewerblich-technischen Bereich oder im Gastgewerbe. Die bedarfsgerechte Unterrichtsumsetzung in Verbindung mit staatlicher Förderung ist eine Win-win-Situation für alle Seiten.“

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erwachsene –
Migration/Integration